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9789004218055

Das Geistbuch

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  • ISBN13:

    9789004218055

  • ISBN10:

    900421805X

  • Format: Hardcover
  • Copyright: 2011-12-01
  • Publisher: Brill Academic Pub
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Summary

Middle High German Literature, Medieval Mysticism, Medieval History, History of Medieval Philosophy

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Excerpts

VorwortDie mittelalterliche Kultur ist eine Wissenskultur. Dies zeigt sich schon ander Tatsache, dass die Universität eine mittelalterliche Erfindung ist. An derUniversität wurde das herkömmliche Wissen im Rahmen des Lehrbetriebsstrukturiert und geordnet. Die besonderen Leistungen von Autoren wieThomas von Aquin oder Wilhelm von Ockham liegen nicht nur in derSchöpfung von Inhalten, sondern auch in der Entwicklung von Methoden,wie die Lehre des Aristoteles oder des christlichen Glaubens auszulegen sei.Eine wichtige Aufgabe bei der Deutung von Quellen und der Lösung vonProblemen bestand dabei in der Unterscheidung. Der Magister klärte einenSachverhalt, der zu Schwierigkeiten führte, indem er eine Unterscheidungtraf. Vielfach werden die Stellen, an denen die Magister ihre Ausführungenbeginnen, mit den Worten eingeleitet: «Sed in talibus distinguendum est».Die Unterscheidung war ein wichtiges Instrument, um Ambiguitätenzu lösen und Fehlschlüssen vorzubeugen. Dies gilt nicht nur für den akademischenBereich. Bereits in der Heiligen Schrift wird das Unterscheiden,und zwar insbesondere das Unterscheiden von Gut und Böse, als einZeichen der Vervollkommnung gesehen. Es bedarf Übung und einer gutenUnterweisung, so heißt es im Hebräerbrief, um sich hier zurecht zu findenund sicher urteilen zu können. Nicht jede Person ist zu einem solchen Urteilfähig und so gibt es immer wieder falsche Propheten, die zur NachfolgeChristi aufrufen, seine Lehre jedoch verkehrt darstellen und somit ihreAnhänger in die Irre führen. Die Unterscheidung der Geister ist nach demersten Korintherbrief eine besondere Gabe Gottes. Nur solche Personen, dieim Geiste Gottes wandeln, können und dürfen hier urteilen.Diese Konstellation gibt im Wesentlichen die Zielsetzung des Geistbuchswieder. Der anonyme Autor des um die Mitte des vierzehnten Jahrhundertsgeschriebenen Werkes versucht, eine Lehre der Nachfolge Christi zuliefern, die den Lesern helfen soll, die wahren von den falschen Lehren zuunterscheiden. Das Werk spiegelt die Debatten um die Lehre von MeisterEckhart wider, insbesondere bezüglich der Frage, wie das Leben einesMenschen aussehen solle, der seinen eigenen Willen ganz dem göttlichenWillen angeglichen hat. Die Aussage Eckharts, ein solcher Mensch sollein gewisser Weise mit Gott auch wollen, dass er gesündigt habe, wurdevon Johannes XXII. als Irrtum gebrandmarkt. Damit wurde es wichtig, beider Frage nach der Nachfolge Christi solche Irrtümer zu vermeiden. SeineLeser dabei zu unterstützen, die wahre Lehre zu erkennen und die falsche zuvermeiden, setzte sich der Autor des Geistbuchs zur Aufgabe.Das hohe Reflexionsniveau weist auf einen geschulten Autor hin. Erspricht jedoch nicht als akademischer Lehrer, denn gerade die Art undWeise, wie an den Universitäten unterschieden wird, lehnt er ab. Die akademischePraxis des Unterscheidens setze das Widerspruchsprinzip voraus,das im Bereich des Göttlichen keinen Sinn mache, so argumentiert er.Führe man dieses Prinzip ein, so gelange man auf die falsche Spur. Dennein sachgerechtes Urteil über die göttliche Natur, der es nachzufolgen gilt,könne nur von der göttlichen Natur selbst geliefert werden, die vollkommeneins sei. Der Mensch solle seinen geschöpflichen Geist vollkommenvernichten, damit Gott ohne Begrenzung in ihm Wirken kann. Ein solcherAufruf ist natürlich schwer zu verstehen, denn was ist gemeint mit «sichselbst vernichten»? Gewiss, es handelt sich hier um ein Wort der heiligenSchrift. Markus lässt in seinem Evangelium Jesus sagen, wer ihm folgenwolle, müsse sich selbst «vernichten». Aber was heißt dies? Hier drohtunverkennbar der Häresieverdacht, denn sich selbst töten darf der Menschnicht. Der Autor wendet sich daher auch gegen eine übertriebene Askese.Dieses «Vernichten» finde nicht am Körper, sondern in der Seele statt.Um auch hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, geht derAutor ausführlich auf die verschiedenen Bedeutungen von «Nichts» und«Begreifen» ein. Die Seele solle nichts mit ihrem «eigenen Begriffe»begreifen. Nur Gott solle die Seele begreifen, und zwar mit dem göttlichen«begreifenden Begriff». Diese Ausführungen sind philosophiegeschichtlichhöchst bedeutsam und belegen die intellektuelle Begabung des Autors.Das Werk hat zwar einen besonderen Zugang zur Problematik derNachfolge Christi, steht damit jedoch nicht allein. Wie Dagmar Gottschallin der Einleitung aufdeckt, greift der Autor viele Motive und Unterscheidungenauf, die in der Literatur um die Mitte des vierzehnten Jahrhundertsvirulent waren. Vor allem die Nähe zu Heinrich Seuse ist auffallend, der inseinem Buch der Wahrheit ebenfalls versucht hatte, eine Antwort auf dieLehre Eckharts zu geben. Das Geistbuch bezeugt somit die Lebendigkeitder Debatten, eine Lebendigkeit die wohl darin ihren Ursprung fand, dassdas Bedürfnis an geistiger Führung jenseits der akademischen Theologiegroß war. Oder ist «jenseits» hier das falsche Wort? Denn um die Zeit,als das Geistbuch geschrieben wurde, gab es in Deutschland noch keineUniversitäten. Die Dynamiken der Belehrung waren somit andere. Es gabkein festes Korpus an Texten, aus denen geschöpft wurde, wie die Schriftendes Aristoteles und des Petrus Lombardus an den Universitäten, die alsGrundlage für Fragen und Antworten dienen konnten. Für das Geistbuchstellte die Heilige Schrift den Bezugsrahmen dar. Dies gibt dem Werk eineUnmittelbarkeit, die vielen akademischen Werken fehlt, erschwert zugleichaber auch die Interpretation. Denn der Autor folgt keiner vorgeschriebenenMethode und bewegt sich in einem Feld von Quellen, das unbestimmt ist.Gerade in dieser Unbestimmtheit liegt die Herausforderung desGeistbuchs. Die akademische Theologie hatte im Laufe der Zeit feste Vorgehensweisenentwickelt zur Unterscheidung von Orthodoxie und Heterodoxie.Bereits Augustin hatte hervorgehoben, dass in der Theologie nichtdieselbe Freiheit herrsche wie in der Philosophie. Der Theologe sprechevon Gott und sei somit an bestimmte Regeln gebunden. Er könne nicht aussich selbst heraus agieren, sondern sei an das Wort Gottes gebunden. DieRegulierung der theologischen Sprache war im Westen außerdem traditionellan das Latein gebunden. Wie sollte jetzt eine volkssprachliche und nichtakademischeLehre aussehen, die versuchte zwischen einer wahren undfalschen Nachfolge Christi zu trennen? Der Autor hat eine Antwort. Hat derMensch sich in seiner Seele «vernichtet», so denkt und urteilt Gott in ihm.Er urteilt dann mittels Unterscheidungen, die selbst keine Unterscheidungenmehr sind. Diese Methode ziehe die letzte Konsequenz aus der NachfolgeChristi: der Mensch werde wie Gott. Sie ist aber für die pastorale Praxisin dieser Form unbrauchbar, denn es bleibt unklar, ob wirklich Gott odernicht vielmehr der Mensch über sich selbst urteilt. Der Autor ist sich diesesProblems bewusst und hebt deshalb immer wieder hervor, dass sich die«Vernichtung» der Seele in der praktischen Lebensführung zeigen müsse.Der Weg, dem hier gefolgt wird, ist die Einheit von Leben und Lehre, die«vita et doctrina apostolica», wie Paulus sie lebte, nachdem Christus sichihm offenbart hatte. Paulus ist für den Autor der Maßstab, den er demDenker Johannes und dem Praktiker Petrus vorzieht. Nicht die richtigeBegrifflichkeit, wie sie an den Universitäten gelehrt wird, auch nicht dieVorschriften der Kirche, sondern der Mittelweg, ein Leben, das durch dieLehre Christi geleitet wird und sich jedem öffentlich zeigt, ist für den Autorder Prüfstein.Im Geistbuch wird vielfach über die Seele gesprochen. Dies geschahauch an den Universitäten, in den Kommentaren zu Aristoteles und PetrusLombardus. Dennoch findet sich im Geistbuch wenig von den universitärenDebatten. Auch das ist wohl eine Folge der Tatsache, dass das Werk in einerUmgebung abseits der Universitäten entstand. Obschon der Autor selbstmit diesen Debatten vertraut war, fehlte das Publikum, das mit Hinweisenauf diesen Kontext etwas anfangen konnte. Ein Anlass, diese Debattenaufzugreifen, wäre eigentlich gegeben, denn die These, dass die Seel

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